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Nachschau MV-Tourismustage 2024: Zeitgemäßer Vertrieb für Mecklenburg-Vorpommern

18.11.2024

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5 min

Erfolgsfaktoren und Praxistipps für die Tourismusbranche: Benjamin Buhl und Stefan Möhler, Geschäftsführer der netzvitamine GmbH, gaben in ihrem Workshop einen umfassenden Überblick über aktuelle Trends, innovative Vertriebskonzepte und praxisorientierte Tipps für touristische Anbieter in Mecklenburg-Vorpommern, um im digitalen Zeitalter erfolgreich zu sein.

Der Kontext: Von VUCA zu BANI – Herausforderungen und Chancen in einer neuen Welt

Die heutige Tourismuswelt ist geprägt durch das Akronym BANI: Sie ist brüchig, ängstlich, nicht-linear und unfassbar (incomprehensiv). Die VUCA-Welt von 1980 bis 2020 – volatil, unsicher, komplex (complex) und mehrdeutig (ambiguous) – hat sich weiterentwickelt und mit ihr die Anforderungen. Unternehmen sind jetzt mehr denn je gefordert, Vereinfachung und Klarheit in ihre Strategien zu integrieren und innovative Lösungsansätze zu finden, die Sicherheit und Orientierung schaffen​. 

Impulsprojekt Erlebnisvertrieb: Mehr Attraktivität durch digitale Sichtbarkeit

Das Impulsprojekt Erlebnisvertrieb zeigt, wie touristische Anbieter ihre Erlebnisse digital besser sichtbar machen und so neue Kundengruppen durch gesteigerte Attraktivität unseres Bundeslandes generiert werden können. 

Ein zentrales Ziel ist es, bereits in der Inspirations-Phase (bis zu 18 Monate vor Anreise) durch die Buchungsmöglichkeit eine Verbindlichkeit – In MV ist immer etwas los, hier kannst du als Gast zu jeder Jahreszeit Aktivitäten buchen – zu kommunizieren.

Grundlage dafür ist, dass die potenzielle Buchung von Erlebnisleistungen so einfach wie möglich gestaltet ist. Laut aktueller Daten werden 70 Prozent der touristischen Erlebnisse vor Ort gebucht, davon fast die Hälfte für den gleichen oder den nächsten Tag (siehe Präsentation anbei). 

Für die Erlebnisanbieter wurde im Rahmen des Impulsprojektes eine zentrale Plattform geschaffen, welche die Sichtbarkeit der einzelnen Leistungen steigert und bestehende Systeme möglichst umfassend integriert. So gibt es bereits einige Schnittstellen, mit denen Leistungsanbieter z. B. von Bookingkit oder Regiondo ihre Erlebnisse direkt an www.auf-nach-mv.de channeln können.

Praxistipp: Erlebnisse und Aktivitäten müssen buchbar und online bezahlbar sein

  • Anbindung an zentrale Plattformen: Verknüpfen Sie Ihre Angebote mit Systemen wie Bookingkit oder Regiondo direkt mit den größeren Plattformen oder auch regional gut vernetzten und präsenten Erlebnisvermittlern und Websites, um höhere Bekanntheit und damit mittelfristig mehr Erfolg zu erlangen.
  • Ratenmodelle und Stornierungsmöglichkeiten: Durch die Einführung unterschiedlicher Raten (Frühbucher, nicht stornierbar, flexibel etc.) lassen sich das Buchungs- und Nachfrageverhalten besser steuern. Beispielsweise kann eine etwas teurere Rate mehr Flexibilität bei Stornierungen bieten, wohingegen eine etwas günstigere Rate für „Sparfüchse“ keine Stornierung erlaubt.
  • Direkte Bezahlbarkeit: Etwa ein Drittel der Buchenden (siehe Präsentation anbei) möchte direkt mit dem Buchungsabschluss vollständig bezahlen. Dies erhöht die Zufriedenheitsquote – da ein Großteil der finanziellen Leistungen vor Anreise bereits erbracht ist – und steigert zudem die Ausgabebereitschaft für spontane Aktivitäten vor Ort.

Trends im Tourismus: Effizienz durch digitale Services steigern

Automatisierung und digitale Services ermöglichen eine verbesserte Servicequalität und schaffen mehr Raum für das Gastgeber-Sein. Beispiele wie Online-Check-in, Online-Payment und digitale Schlüssel sind einfache Lösungen, die nicht nur Effizienz und Flexibilität bringen, sondern auch den Komfort für Gäste steigern. 

Soziokulturelle Entwicklungen (siehe Präsentation anbei) zeigen, dass besonders jüngere (bis 35 Jahre) und ältere (ab 65 Jahre) Gästegruppen eine hohe Affinität zu digitalen Angeboten haben, was die Einführung solcher Technologien besonders lohnenswert macht​. 

Praxistipp: Servicequalität durch digitale Transformation verbessern

  • Digitale Schlüssel und Online-Check-in einführen: Einfache, digitale Lösungen wie Online-Check-ins sparen nicht nur Zeit, sondern ermöglichen es dem Gast, bei Anreise zu jeder Tageszeit in sein Zimmer zu gelangen – ohne Wartezeiten und mit dem Gefühl von Flexibilität.
  • Buchbare Erlebnisse und Self-Service-Möglichkeiten anbieten: Attraktive Zusatzleistungen, automatisierte Ausleihstationen für z. B. Freizeitgeräte und Snackautomaten sind effiziente Instrumente, um den Gästen ganzjährig ein modernes Serviceerlebnis zu bieten.

Workation: Neue Zielgruppen für MV

Workation, das Arbeiten vom Urlaubsort aus, ist ein Trend, der insbesondere in der Nebensaison zusätzliche Zielgruppen anspricht. Familien mit kleinen Kindern, Paare bei denen einer im Ruhestand ist oder Remote-Arbeiter*innen suchen nach Reisezielen, die in Abgrenzung zum klassischen Homeoffice sowohl Freizeit- als auch Arbeitsmöglichkeiten bieten. Dabei zählen separate Arbeitsbereiche nicht im Hotel- oder Schlafzimmer, stabiles WLAN und Steckdosen zur Grundausstattung. Durch geeignete Kooperationen zwischen Unterkunfts- und Co-Working-Betrieben kann die touristische Infrastruktur auch außerhalb der Hochsaison profitieren.

Praxistipp: Für Workation geeignete Angebote schaffen

  • Arbeitsfreundliche Ausstattung anbieten: Investieren Sie in ergonomische Arbeitsbereiche, ausreichend Steckdosen und ganzjährig buchbare Erlebnisleistungen.
  • Paketangebote für längere Aufenthalte: Schaffen Sie Anreize für längere Aufenthalte durch Rabatte für längere Buchungen oder durch Zusatzleistungen wie kostenfreie Meeting-Räume.

Revenue Management: Flexibles Preis- und Angebotsmanagement für höhere Erträge

Revenue Management (strategische Ertragskalkulation) ermöglicht es in Kombination mit Yielding (Abschöpfung), die Gewinne zu erhöhen. 

Der Trend geht hin zu einer flexiblen Anpassung der Preise je nach Nachfrage, Auslastung und Wochentagen – und damit abweichend zu klassischen Saisonpreisen. Dies ist besonders relevant für Unterkünfte, die ihre Auslastung steigern und ganzjährig gleichmäßiger verteilen möchten.

Praxistipp: Dynamisches Pricing nutzen

  • Dynamische Preise einführen: Passen Sie Ihre Preise je nach Nachfrage und Auslastung an. In stark ausgelasteten Zeiten können Sie höhere Preise verlangen, während in schwachen Zeiten günstigere Grundpreise die Nachfrage erhöhen. In keinem Fall werden Last-Minute-Rabatte gewährt.
  • Gut-Wetter-Buchende nicht belohnen: Binden Sie Frühbucher*innen durch günstigere Preise an Ihren Betrieb. Kurzfristige Buchungen bedeuten in der Regel mehr Aufwand, welcher durch höhere Preise bezahlt werden muss. Zudem „kaufen“ sich spontan Entschlossene gutes Wetter ein, welches im Sinne einer Zusatzleistung auch den Preis erhöht. 

Zukunftsfähigkeit: Bereit sein für Buchungen durch Künstliche Intelligenz (KI)

Die nächste Generation von Buchungen könnte über KI-gestützte Assistenten erfolgen. Diese Systeme sind in der Lage, ohne menschliche Interaktion Buchungen zu tätigen, zu bezahlen und Angebote basierend auf persönlichen Präferenzen – auch unter Prüfung des persönlichen Kontostandes – zu empfehlen. 

Für Anbieter wird es zunehmend wichtig, ihre Angebote und deren Darstellung auf eine reibungslose Interaktion mit KI-Assistenten vorzubereiten​. 

Praxistipp: KI-Vorbereitung als Zukunftsinvestition

  • Systeme auf KI-Kompatibilität prüfen: Bleiben Sie wettbewerbsfähig, indem Ihre Angebote vollständig buchbar und digital bezahlbar sind. Nur maschinenlesbare Angebotsbestandteile sind für KI-Anwendungen wie GPT-Search, Google SGE und den Gemini Trip Planner wertvoll.
  • KI-gestützte Kommunikation: Nutzen Sie Chat-GPT oder Google Gemini als Unterstützung für Ihre digitale Kommunikation – ob die schnelle Beantwortung von Bewertungen, die umfassende Zusammenstellung spezieller Angebote oder die ansprechende Aufbereitung von Speise- und Getränkekarten.

Fazit: Mecklenburg-Vorpommern als digitales Vorbild für die Tourismusbranche

Mecklenburg-Vorpommern zeigt mit Projekten wie dem Erlebnisvertrieb, dass digitales Engagement entscheidend ist, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Von der Buchbarkeit und Flexibilität über Workation-Konzepte bis hin zu Revenue Management und KI-Integration bietet die digitale Transformation viele Möglichkeiten, neue Gäste zu gewinnen, mit den sich wandelnden Gästegewohnheiten Schritt zu halten, die Zufriedenheit der Stammgäste zu steigern und effizienter in der täglichen Arbeit zu werden.

Für weiterführende Informationen und Einblicke in digitale Vertriebsstrategien besuchen Sie die Webseite digitales.tourismus.mv, laden diese Präsentation des Workshops oder informieren sich zu neuen Entwicklungen in der netzvitamineAKADEMIE für spezifische Online-Kurzschulungen rund um Vertrieb und digitales Marketing in der Tourismusbranche.